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Fußball-EM
Portugals Elfmeterheld: „Das beste Spiel meines Lebens“

Der portugiesische Schlussmann Diogo Costa pariert hier einen von drei slowenischen Elfmetern.
Der portugiesische Schlussmann Diogo Costa pariert hier einen von drei slowenischen Elfmetern.
Torhüter Diogo Costa stiehlt im EM-Achtelfinale gegen Slowenien sogar Ronaldo die Show. Bei den Elfmetern hört er auf seine Instinkte. Das war nicht immer so.

Frankfurt. Diogo Costa war noch so euphorisiert, dass er bei der Pressekonferenz sogar die mitgebrachte Trophäe für den Spieler des Spiels vergaß. Der portugiesische Elfmeterheld hatte das Podium kurz nach Mitternacht schon verlassen, als ihm Journalisten nachriefen, dass er ohne den Pokal aufgebrochen sei. Und natürlich schnappte er sich gleich das gute Stück und ließ es danach nicht mehr aus den Augen. Die Trophäe dürfte im Hause Costa künftig einen Ehrenplatz einnehmen und wird ihn immer an diesen denkwürdigen Montagabend in Frankfurt bei der Fußball-EM erinnern. „Das war das beste Spiel in meinem Leben – und ein Duell, bei dem ich am nützlichsten war“, bekannte der 24-jährige Keeper vom FC Porto.

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Beim 3:0-Sieg nach Elfmeterschießen gegen Slowenien hatte Costa die ersten drei Elfer von Josip Ilicic, Jure Balkovec und Benjamin Verbic pariert. Und da sich bei Portugal Cristiano Ronaldo, Bruno Fernandes und Bernardo Silva schadlos hielten, setzte sich der Favorit von der iberischen Halbinsel doch noch mit Hängen und Würgen im Achtelfinale durch – und trifft nun am Freitag (21Uhr) in Hamburg auf Mitfavorit Frankreich. „Ich bin nur meinem Instinkt gefolgt und sehr, sehr glücklich, dass ich der Mannschaft helfen konnte“, kommentierte Costa seine Reflexe, mit denen er zugleich EM-Geschichte schrieb: Der im Schweizer Kanton Aargau geborene 1,87-Meter-Mann ist der erste Keeper mit drei Paraden im Elfmeterschießen.

Im Achtelfinale der Champions League keinen Elfmeter gehalten

Bei der vorherigen Elferlotterie im März 2024, an der er beteiligt war, hatte Costa offenbar noch nicht seinen Instinkten vertraut: Im Rückspiel des Champions-League-Achtelfinales beim FC Arsenal waren alle vier Elfer der Londoner drin – mit der Folge, dass Porto aus der Königsklasse flog. „Die Erfahrung gegen Arsenal war sehr wichtig für ihn“, meinte Portugals spanischer Trainer Roberto Martinez und adelte Costa nacheinander als „fantastischen Torhüter“, „Geheimtipp im portugiesischen Fußball“ und „einen der Besten“.

Rettungstat gegen Leipziger Benjamin Sesko

Schon in der Verlängerung hatte seine Nummer 22 eine Heldentat vollbracht. Der 41-jährigen Teamsenior Pepe erlaubte sich als letzter Mann ein Ballverlust, worauf der Leipziger Stürmer Benjamin Sesko allein auf Costa zulief und diesen bereits überwunden zu haben schien. Doch dann zuckte der Fuß des Torhüters und lenkte den Ball ab. Ein Gegentor da, und der Titelanwärter wäre wohl draußen gewesen. „Ich habe nur gedacht, ich muss ihn aufhalten, und habe versucht, seine Körpersprache zu lesen“, sagte Costa später über jene Schlüsselszene aus der 115. Minute.

Mit seiner Glanztaten bewahrte er den Europameister von 2016 vor einer Schmach – und rettete vor allem auch dem unglücklich spielenden Ronaldo den Hintern. Dem 39-jährigen Kapitän klebte erneut das Pech an den Kickstiefeln. CR7 war zwar an fast allen Offensivaktionen beteiligt, aber sein erstes Turniertor wollte auch bei seinem vierten Einsatz nicht fallen. In der 105. Minute scheiterte er sogar mit einem Strafstoß am ebenfalls stark haltenden Jan Oblak. Tränen der Enttäuschung flossen bei Ronaldo in der Pause der Verlängerung ob seines Fehlschusses.

Zuspruch und Trost für Cristiano Ronaldo

Statt Kritik gab’s jedoch Zuspruch für den emotionalen Leader, der nach seinem Treffer im Elfmeterschießen eine entschuldigende Geste in Richtung der vielen Tausend portugiesischen Fans machte. „Nur diejenigen, die Elfmeter schießen, können auch Elfmeter verschießen. Ich bin stolz auf unseren Kapitän“, sagte Martinez über Ronaldo und ließ auf dessen Charakter nichts kommen: „Ich danke ihm, dass er so ist, wie er ist.“ Und Matchwinner Costa beteuerte: „Es ist eine Ehre und Freude, mit ihm in einem Team zu spielen.“

Obwohl sich seine Mannschaft grandios verkauft hatte, saß bei Sloweniens Trainer Matjaz Kek der Stachel nach dem tragischen Aus tief. Seine Stimmung verfinsterte sich noch weiter, als die drei Fehlschüsse vom Elfmeterpunkt zur Sprache kamen. „Das ist eine dumme Frage“, blaffte er einen Reporter an, der wissen wollte, ob er Elfmeterschießen habe üben lassen. „Ich bin nicht hier, um solche Fragen zu beantworten.“