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DFB-Team lobt Atmosphäre
Emotionale Momente in Stuttgarter Arena: Nagelsmann verliert Tunnelblick

Schwarz-rot-goldene Fan-Choreografie im Stuttgarter Stadion.
Schwarz-rot-goldene Fan-Choreografie im Stuttgarter Stadion.
Die Stimmung imponiert der deutschen Nationalmannschaft beim 2:0-Sieg gegen Ungarn. Der Bundestrainer will bei einem Schlachtruf aber noch nicht einstimmen.

Stuttgart. Egal, mit welchem Protagonisten aus dem deutschen Team man im Bauch der Stuttgarter Arena auch sprach – die Atmosphäre am Mittwochabend in der zweiten Gastgeberstadt der EM war in aller Munde und imponierte selbst einem eher bedächtigen Profi wie Ilkay Gündogan. „Die Stimmung war fantastisch heute“, schwärmte der Kapitän.

Auch Julian Nagelsmann würdigte die „geniale Stimmung“, die ihm und den Seinen im Schwabenland entgegenschlug – und zwar auch schon vor dem Spiel. Explizit nannte der Bundestrainer den Fanmarsch mit 5000 Teilnehmern, der unter anderem am Stuttgarter Übergangsdomizil des DFB-Teams nahe des Hauptbahnhofs, dem Steigenberger Hotel Graf Zeppelin, vorbeiführte. „Es haben schon extrem viele Menschen das Einsteigen in den Bus begleitet. Das gibt einem gleich ein sehr gutes Gefühl“, sagte Nagelsmann. Und auch im Stadion sei es dann sehr laut gewesen.

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Im Vorfeld hatte der 36-Jährige noch erklärt, dass es ihm generell schwerfalle, während der 90 Minuten die Stimmung zu bewerten – weil er sich da aufs Spiel konzentriere und im Tunnel sei. Doch diesmal drang die besondere Atmosphäre voll in sein Bewusstsein, speziell eine Episode: als die deutschen Fans in der ersten Hälfte spontan noch mal die Nationalhymne anstimmten. „Das ist für mich immer ein sehr emotionaler Moment, so was gefällt mir unfassbar gut. Das hilft uns“, sagte der junge Coach.

„Die Mannschaft muss sich an das Turnier rantasten – wie die Fanszene auch“, hatte Nagelsmann einen Tag vor dem Stuttgart-Spiel noch konstatiert, angesprochen auf die noch verhaltene Stimmung im Eröffnungsspiel gegen Schottland in München – und auf eine Steigerung im zweiten Duell gehofft: „Mehr geht immer.“ Doch viel mehr als gegen Ungarn wird nun kaum gehen. An dem Euphorielevel müssen sich am Sonntag (21 Uhr) nun auch die deutschen und schweizerischen Anhänger in Frankfurt messen lassen.

"Nélküled“ und „Major Tom“

Am Mittwoch trugen auch die Ungarn-Fans in ihrer roten Kurve ihren Teil zum fröhlichen Fußball-Fest bei. Trotz der sich abzeichnenden Niederlage und der Unterlegenheit ihres Teams initiierten diese sogar La Ola. Bereits vor dem Anpfiff sangen die rund 11000 Magyaren inbrünstig die populäre Ballade „Nélküled“ der Rockband Ismerös Arcok mit. Einige von ihnen hatten allerdings auch für Misstöne gesorgt, indem sie bei ihrem Fanmarsch Gigi D’Agostinos Lied „L’Amour toujours“ zum Besten geben – ein Lied, das die Uefa nach den rassistischen Vorfällen Ende Mai auf Sylt auf den Index gesetzt hat.

„Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin“

Der schwarz-rot-goldene Chor hielt mit der Lautstärke der Ungarn im Stadion mit und zeigte sich ebenfalls textsicher. Mehrfach schallte der Refrain von Major Tom des Stuttgarter Sängers Peter Schilling durch die Arena: „Völlig losgelöst von der Erde...“ Auf Wunsch des Fanvolks hat der DFB den Kulthit aus den 80er-Jahren als deutsche Torhymne etabliert. Auch der Schlachtruf „Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin“ war immer wieder zu hören. „Ich singe nicht mit, ich muss meinen Job machen“, sagte Nagelsmann mit einem Schmunzeln auf eine Journalistenfrage, ob er da nicht einstimmen wolle.

In ganz Deutschland versammeln sich Zehntausende in den Fanzonen und beim Public Viewing – und die Mannschaft registriert die Jubelszenen von dort durchaus, wie Nagelsmann beteuerte. „Es macht etwas mit den Spielern, wenn sie die Bilder sehen – wie zum Beispiel viele Menschen in Hamburg auf der Straße sind und unser zweites Tor feiern. Das bewegt einen natürlich.“ Die Voraussetzungen für ein zweites Sommermärchen nach der WM 2006 – sie könnten in Fußball-Deutschland aktuell nicht besser sein.