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Fußball-EM
Ludwigsburger Lokalmatador Belgien: Keine Rechenspiele erwünscht

Herzlicher Empfang in Ludwigsburg: Linksaußen Jeremy Doku (links) umarmt Nachzügler Thomas Meunier bei dessen Ankunft im belgischen Teamquartier am Monrepos.
Herzlicher Empfang in Ludwigsburg: Linksaußen Jeremy Doku (links) umarmt Nachzügler Thomas Meunier bei dessen Ankunft im belgischen Teamquartier am Monrepos.
Belgien reicht ein Remis gegen die Ukraine zum Einzug in die K.o.-Phase, doch Coach Domenico Tedesco will nicht rechnen – und fordert einen Sieg in einem besonderen Spiel.

Ludwigsburg/Stuttgart. Im Ludwigsburger Basislager des belgischen Teams ist die Stimmung seit dem 2:0 gegen Rumänien gelöst. Das lässt sich auch an den kleinen Szenen im Quartier ablesen. Mit großem Hallo und herzlichen Umarmungen wurde Thomas Meunier am Montag im Kreis der Roten Teufel begrüßt, wie ein Video des königlichen belgischen Fußballverbands (RBFA) aus dem Schlosshotel Monrepos zeigt. Der frühere Dortmunder hatte vor knapp drei Wochen im letzten Testspiel gegen Luxemburg (3:0) eine Muskelverletzung erlitten und danach individuell auf sein Comeback hingearbeitet.

Am Dienstag mischte Meunier beim Abschlusstraining auf dem Freiberger Wasensportgelände mit – und seine Mitstreiter feierten seine Rückkehr mit Applaus. Beim Herzschlagfinale an diesem Mittwoch (18 Uhr/RTL und Magenta TV) in Stuttgart gegen die Ukraine zählt der 32-jährige Rechtsverteidiger eventuell sogar schon wieder zum Kader. Axel Witsel fällt dagegen weiter wegen muskulärer Probleme aus – und Angreifer Dodi Lukebakio ist nach zwei Gelben Karten gesperrt. „Meine Teamkollegen haben mich deswegen ganz schön aufgezogen“, verriet der 26-jährige Ex-Herthaner in Diensten des FC Sevilla bei einer launigen Pressekonferenz in Freiberg und schmunzelte.

Weniger Druck auf dem Kessel

Keine Frage: Der Erfolg über Rumänien hat bei den Belgiern Druck vom Kessel genommen und den 0:1-Fehlstart gegen die Slowakei kaschiert. Als Favorit gehen Kevin De Bruyne und Co. nun in den entscheidenden dritten Spieltag der Gruppe E, in der sich vier punktgleiche Mannschaften ums Weiterkommen balgen – ein Novum in der EM-Historie. Im Parallelspiel duellieren sich in Frankfurt die Slowaken und Rumänen. Ein Punkt würde Belgien bereits zum Einzug ins Achtelfinale genügen.

„Ich kenne kein Rezept, wie man auf unentschieden spielt. Die Sache ist einfach: Wir gehen in dieses Duell, um es zu gewinnen. Wir wollen nicht anfangen zu rechnen oder zu spekulieren“, sagte Trainer Domenico Tedesco bei der Abschlusspressekonferenz am Dienstagabend in der Stuttgarter Arena. Falls die Partie auch noch in den letzten zehn oder sieben Minuten remis stehen würde, wisse sein Team allerdings, was es zu tun habe, um ein Ergebnis zu halten.

Vom Zwischenstand bei der anderen Gruppenbegegnung lässt sich der 38-jährige Deutsch-Italiener natürlich unterrichten: „Es wäre nicht klug von uns, ihn nicht zu kennen, du weißt nie, was passiert – aber noch nicht von Anfang an. Der Fokus liegt auf unserem Spiel und unserer Leistung. Das Ergebnis kommt dann automatisch.“ Dass Rumäniens Trainer Eduard Iordanescu prophezeit hat, dass Belgien gegen die konterstarken Ukrainer nicht gewinnen werde, quittierte Tedesco trocken. „Jeder kann denken, was er will. Wir akzeptieren die Meinung anderer, aber für uns spielt so eine Äußerung keine Rolle.“

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Für den in Italien geborenen, aber in Esslingen aufgewachsenen Tedesco – und auch für seinen Co-Trainer, den früheren VfB-Profi Andreas Hinkel, – ist das Match in Bad Cannstatt ein Heimspiel. „Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, das wäre für mich ein normales Stadion und ein normales Umfeld. Ich bin hier groß geworden, und mein erster Besuch im Stadion war ein Spiel vom VfB“, sagte der Coach.

Chancenverwertung als Manko

Die Torausbeute war bisher das Manko seiner illustren Star-Auswahl. „Die Hauptsache ist, überhaupt Chancen zu kreieren – und das haben wir in den ersten beiden Spielen gemacht. Wenn wir die besser nutzen, haben wir am Mittwoch kein Problem, auch wenn wir natürlich aufpassen müssen“, sagte Linksaußen Jeremy Doku. Speziell Romelu Lukaku hat zwei unglückliche Auftritte hinter sich. Das bullige Kraftpaket vom FC Chelsea traf zwar schon dreimal ins Netz, doch jedes Mal wurde das Tor aberkannt. Lukaku habe jetzt sogar Angst davor, zu jubeln, wenn er wieder ein Tor macht, berichtete Doku und fühlte mit seinem Offensivkollegen: „Natürlich willst du als Stürmer immer Tore schießen und denkst an deine individuellen Statistiken, das ist normal. Er ist aber dennoch enorm wichtig für uns. Das hat man auch an seiner Vorlage im Spiel gegen Rumänien gesehen. So was zählt auch.“