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Zwischenbilanz von „Korntal-Münchingen hilft Baschtanka“
Wie eine Stadt aus dem Kreis Ludwigsburg dem Partner in der Ukraine hilft

Freuten sich über das neu-alte Löschfahrzeug: Bürgermeister Berehovi (Mitte) und sein Vize (re.) sowie aus Korntal-Münchingen Alexander Noak und Kommandant Fabian Kunberger.
Freuten sich über das neu-alte Löschfahrzeug: Bürgermeister Berehovi (Mitte) und sein Vize (re.) sowie aus Korntal-Münchingen Alexander Noak und Kommandant Fabian Kunberger. Foto: Andreas Rometsch/Feuerwehr
Rund zwei Jahre nach der Spende der Korntaler Drehleiter in die Ukraine folgte nun Feuerwehrfahrzeug Nummer zwei. Und das ist nicht die einzige Unterstützung.

Korntal-Münchingen/Hemmingen. Seit dem Jahreswechsel 2022/23 besteht eine Projektpartnerschaft zwischen Korntal-Münchingen und der ähnlich großen Stadt Baschtanka im Süden der Ukraine – und die wird dieser Tage mit besonders viel Leben gefüllt. Denn anlässlich einer weiteren Spendenaktion sowie des Stadtfests Korntaler Sommer war zum Wochenende eine Delegation um Bürgermeister Oleksandr Berehovi zu Gast.

Am Freitag unterhielt er sich zunächst mit seinem Amtskollegen Alexander Noak bei einem kommunalen Austausch. „Wir haben viele ähnliche Themen“, berichtete Noak dann auf der Bühne beim Stadtfest – etwa Photovoltaik. „Jedoch wird bei den bewegenden Ausführungen aus Baschtanka schnell klar, dass der Krieg in der Ukraine alles überschattet. Das können wir uns hier so nicht vorstellen“, so Noak. So ist die Infrastruktur in der Stadt, die nur 70 Kilometer von der Front entfernt ist, stark beschädigt. Regelmäßig bricht die Stromversorgung in Baschtanka zusammen.

Benefizkonzert für Solarstraßenlampen

Und hier kommen die Korntal-Münchinger ins Spiel. Denn die Initiative wird, wie schon bei einer großen Spendenaktion im Herbst, über die „Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit“ (GIZ) eine PV-Anlage spenden können. Insbesondere kann damit auch die Wasserversorgung verbessert werden. Denn für die Aufbereitung des Wassers aus einem nahe gelegenen See braucht es auch Energie.

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Auch Hemmingen hilft

Bereits Mitte Mai ging ein weiteres ausrangiertes Fahrzeug auf die Reise vom Strohgäu in die Ukraine, von Hemmingen aus nach Transkarpatien. Empfänger des mehr als 20 Jahre alten Einsatzleitwagens war eine Initiative um Péter Szeghljanik, Pfarrer der Evangelisch-Reformierten Kirche in dem Gebiet und Partner des Gustav-Adolf-Werks. Seine beiden Dorfgemeinden Csonkapapi und Kispapi liegen in der Westukraine, unweit von der ungarischen Grenze. Seit Kriegsbeginn ist er von seiner Kirche beauftragt, die aus dem Westen kommenden Hilfslieferungen in der ganzen Ukraine zu verteilen. Er und lokale Feuerwehrgruppen freuten sich über das dringend benötigte Fahrzeug, hieß es vonseiten der Gemeinde.

Die war laut Mitteilung zum einen auch froh über die zügige Abwicklung der Überführung durch die Ukrainer, ebenso, dass sich nach ersten Versuchen des Verkaufs doch noch eine Weiterverwendung für das Fahrzeug fand.

Schon zuvor hatte man gespendet, und unter anderem ausrangierte Schulmöbel und Feuerwehrausrüstung in die Ukraine schicken lassen.

Bürgermeister Noak erzählte zudem erfreut, dass die aktuelle Spendenaktion für Solarstraßenlampen bereits erfolgreich angelaufen ist. Vor gut einer Woche gaben Roland Baisch und die Band High ’n’ Mighty ein Konzert, der Eintritt war für die Initiative für die Solarstraßenlampen vorgesehen. 1160 Euro an Spendengeldern bei 70 Zuschauern kamen zusammen. Nur ein Zehntel der Kosten muss über Spenden eingesammelt werden. 90 Prozent der Solarstraßenlampen sind über eine Bundesförderung bezuschusst – je mehr Spendengelder zusammenkommen, umso mehr Lampen können also gekauft werden. Doch damit nicht genug.

Altes Tanklöschauto soll weiter Dienst tun

Höhepunkt des Besuchs war sicherlich die Übergabe eines ausgemusterten Tanklöschfahrzeugs der Feuerwehr. Der „Tanker“ ist zwar schon 38 Jahre alt, jedoch sei die Mercedes NG-Baureihe für ihre Robustheit und Zuverlässigkeit bekannt, so die Feuerwehr. Und der 2500 Liter Löschwasser fassende Tank reiche bei sparsamer Verwendung aus, um eine knappe halbe Stunde autark Löscharbeiten durchführen zu können. Um den Einsatzwert zu erhöhen, wurden neben diversen Strahlrohren und Schläuchen zwei Hochleistungslüfter und ein Hilfeleistungssatz auf das Tanklöschfahrzeug ergänzt.

Kommandant Fabian Kunberger und Bürgermeister Noak überreichten der Delegation die Schenkungsurkunde und das Fahrzeug am Sonntag im Beisein vieler Feuerwehrmänner und -frauen. Dementsprechend dankbar zeigte sich Oleksandr Berehovi bei seiner Ansprache später beim Stadtfest: „Liebe Freunde, im Namen aller Bürgerinnen und Bürger von Baschtanka möchte ich mich für Ihre Hilfe und Unterstützung bedanken. Diese Hilfe erreicht uns in diesen schwierigen Zeiten.“

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Das wurde bereits geleistet

Dabei drückte Berehovi auch seinen Dank für die bereits erfolgten Spenden aus. Im Herbst hatte es die Initiative aus Korntal-Münchingen geschafft, einen Linienbus mit Rollstuhl-Einsteighilfe für Krankentransporte und 15 Generatoren zu organisieren. 17000 Euro kamen durch verschiedene Aktionen zusammen, dazu eine hohe Förderung der „Servicestelle Kommunen in der Einen Welt“, über die auch der Kontakt nach Baschtanka zustande gekommen war. Nur die Bürokratie gestaltete sich schwierig, wie Matthias Rees berichtet hatte, denn der ebenfalls organisierte Lkw mit Hubsteiger hatte niederländische Papiere. Schon bei einer ersten Spende im Frühjahr 2022 (alte Drehleiter) hatte sich die Überführung verzögert, weil geklärt werden musste, welchen Wert man ansetzt und damit, ob noch eine übergeordnete Behörde zustimmen muss. Ebenso waren Dokumente für die Aus- und Einfuhr in ein Nicht-EU-Land nötig.

Auch für Noak gab es ein Geschenk: eine gravierte Hülse eines alten Artilleriegeschosses. Foto: privat
Auch für Noak gab es ein Geschenk: eine gravierte Hülse eines alten Artilleriegeschosses. Foto: privat

Bei dem neuen Transport soll es hingegen einfacher verlaufen, heißt es. Auch das Geschenk in die Gegenrichtung kam problemlos an: die gravierte Hülse eines alten Artilleriegeschosses. Das ungewöhnliche Präsent hat einen Platz in seinem Büro gefunden, so Noak auf LKZ-Anfrage. „Es soll mich immer daran erinnern, dass auch Probleme immer relativ sind.“